Der Begriff Awareness kommt aus dem Englischen und bedeutet Bewusstsein. Er wird im Deutschen auch gleichbedeutend mit „Bewusstsein für Diskriminierung“ verwendet. Vielleicht kennt ihr das Thema bis jetzt vor allem aus dem Kontext von Awareness-Teams für Turniere oder innerhalb von Teamstrukturen. Bei Awareness geht es aber auch darum, Strukturen in der Community so zu verändern, dass sich möglichst viele Menschen darin wohl fühlen. Generell gilt: Im gemeinschaftlichen Miteinander entsteht eine Vielzahl von, meist unbewussten, Dynamiken und Verhaltensmustern. Dadurch werden Situationen von einigen Menschen angenehmer erlebt und von anderen als ausschließend.
Dieses Handbuch soll sowohl ein „How-to-Awareness“ sein, als auch die Jugger-Community für das Thema sensibilisieren. Deshalb gab es im Sommer 2021 eine Umfrage zu Diskriminierungserfahrungen im Jugger-Kontext. Die Antworten sind zentraler Bestandteil dieses Leitfadens.
Durch diese und andere Awarenessarbeit sollen bestehende soziale Strukturen sichtbar gemacht und infrage gestellt werden. Das ist nötig, damit Ungerechtigkeiten abgebaut werden können und ein faireres Miteinander ermöglicht wird. So soll Menschen, die in unserer Community und auch im sonstigen Alltag Hürden erleben, eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht werden. Awarenessteams sind generell für alle da, die unangenehme Situationen erlebt oder beobachtet haben und sich Unterstützung wünschen.
Jahrelange Erfahrungen in der deutschen Community vermitteln den Eindruck, dass sich überwiegend mit einem weltoffenen und toleranten Selbstbild identifiziert wird. Dadurch entsteht die trügerische Sicherheit, dass es keine Diskriminierung geben kann. Spätestens mit den Ergebnissen der Awareness-Umfrage zeigt sich, dass diese Überzeugung so nicht stimmt und in ihren Folgen sogar schädlich ist.
Dieses Selbstbild führt dazu, dass Berichte von Diskriminierung nicht geglaubt werden oder sich Personen gar nicht erst trauen, diese anzusprechen.
Wenn wir wirklich eine weltoffene und tolerante Community sein wollen, dann müssen wir weg von einer abwehrenden Haltung gegenüber Kritik und hin zu einer bereitwilligen Auseinandersetzung. Dass es mittlerweile mehr Kritik gibt, ist ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass sich Menschen trauen, Kritik zu formulieren. Wir müssen Menschen, die Diskriminierung und Probleme aufzeigen, aufmerksam zuhören und in ihrem Sinne Konsequenzen ableiten. Dies ist ein andauernder Prozess, um Denkweisen und Strukturen so zu verändern, dass Grenzüberschreitungen in Zukunft weniger werden.
Wenn wir Perspektiven verschiedener Personen stärker einbeziehen, sind wir in der Lage, mehr Bedürfnisse zu berücksichtigen und ein Umfeld zu gestalten, in dem sich mehr Menschen willkommen fühlen. Dazu gehört auch, Kritik auszuhalten und die eigenen Verhaltensweisen in Frage zu stellen.
Hey ich würde gerne was zum Thema ansprechen was vielleicht auch ein Kapitel wert wäre: Thema Entschuldigung. Vor einiger Zeit wurde ein Mitspieler doof mit der Pompfe ins Gesicht gehauen. Der gegnerische Spieler hat sich zur keiner Zeit entschuldigt, nur eine Mitspielerin kam zu uns und hat sich für ihn erklärt. Ich fand es sehr problematisch, aber da ich nicht direkt betroffen war von der Situation habe ich nichts getan. Ich hätte eine Entschuldigung in dem Falle als angebracht empfunden (wenn sie ehrlich ist). Es sollte zeigen, dass man sich bewusst ist, dass man der Person gegenüber Schaden in irgendeiner Form zugefügt hat und dass es einem Leid tut bzw. Die Situation nicht bewusst herbeigeführt hat. Selbstverständlich ist es danach dennoch in Ordnung als vom Schaden Betroffene Person der anderen Person aus dem Weg zu gehen. Eine Entschuldigung kann nicht den Schaden beheben der entstanden ist und alle Gefühle sind in Ordnung. Es ist aber ein wichtiger Schritt der anderen Person zu zeigen, dass man ihr nicht schaden wollte und man sie versteht, wenn sie immer noch sauer ist.